Im Jahr 2009 suchten Simone Wertz und ihr Mann nach einer neuen Herausforderung. Daher verkauften sie ihren Biobetrieb mit schottischen Hochlandrindern. Schon die Mutter von Simone hat gerne und viel mit exotischen Gewürzen gekocht. Ihr Mann Thomas Becker kommt aus einer Drogisten-Familie, in der der Umgang mit Heilkräutern an der Tagesordnung war. Simone selbst hat jahrelang Gewürze auf dem Wochenmarkt in Lingen, einer Nachbarstadt ihrer Heimatstadt Gersten in Niedersachsen, gekauft.

„Der Händler, bei dem ich meine Gewürze kaufte, wollte etwas kürzertreten und schloss seinen Stand auf dem Wochenmarkt. Aus Mangel an Alternativen haben mein Mann und ich spontan beschlossen, es selbst zu versuchen und diese Angebotslücke zu schließen“, erzählt Simone Wertz, ehemalige Bio-Bäuerin. Angefangen haben sie mit dem Verkauf auf verschiedenen Wochenmärkten in der Umgebung und einem eigenen Online-Shop. Die Produktpalette von pikantum reicht von Salz und Pfeffer über Chili bis hin zu exotischen Gewürzen wie der brasilianischen Tonkabohne. Aus dem ländlichen Gersten mit rund 1.200 Einwohnern vertreibt das Unternehmen mittlerweile Gewürze aus aller Welt, darunter Italien, Indonesien und Ägypten. Ebenso international sind die Kunden von pikantum. Die Produkte werden europaweit geliefert und sind beispielsweise in der Schweiz, Norwegen und Island beliebt. Trotzdem legt Simone Wertz großen Wert darauf, die Lieferanten persönlich zu kennen. „Ich sehe mir die Produktion vor Ort an, denn mir ist es wichtig, mich selbst von der Qualität zu überzeugen und die Gesichter zu den Menschen zu haben, mit denen ich sonst telefoniere oder Mails schreibe“, erklärt sie. Neben einer großen Auswahl bietet pikantum ausschließlich ungeschwefelte Produkte, die ohne Einsatz von Gentechnik hergestellt werden, sowie möglichst nachhaltige Verpackungen. „Unsere Proben verpacken wir in Tüten aus 100 % Cellulose, damit sie kompostierbar sind“, erklärt Simone Wertz. Außerdem testet pikantum Möglichkeiten, von der Verbundverpackung wegzukommen – beispielsweise mit Materialien aus Kartoffeln oder Mais.

Vor drei Jahren stieg die Tochter Malika Wertz in den Betrieb mit ein. Die studierte Hotelmanagerin brachte viel frischen Wind in den Betrieb. „Gerade im Bereich der neuen Medien können wir viel von ihr lernen“, meint die Mutter. Im selben Jahr erweiterte Simone Wertz ihren Betrieb um eine neue und größere Lager- und Produktionshalle. Jede Woche finden dort bis zu drei Führungen für Interessierte statt, täglich kommen Kunden vorbei und kaufen ihre Gewürze direkt vor Ort. Aus dem ursprünglichen Zwei-Personen-Betrieb ist mittlerweile ein Familienunternehmen mit sechs Vollzeitkräften und mehreren Minijobbern geworden. Einen großen Anteil daran hat auch Amazon. „Als wir 2011 angefangen haben, unsere Produkte bei Amazon zu verkaufen, hat unser Geschäft einen deutlichen Kick bekommen“, berichtet Simone Wertz. Häufig treten Kunden über Amazon zum ersten Mal mit pikantum in Kontakt. Pro Monat verschickt pikantum 580 Pakete an Amazon-Kunden. Mittlerweile machen die Verkäufe 15 % des Gesamtumsatzes aus. „Betrieben aus dem ländlichen Raum würde ich jederzeit empfehlen, bei Amazon zu verkaufen. Neben einem guten Businessplan braucht man nur schnelles Internet und eine Zufahrt für die Spedition“, sagt Simone Wertz.

Seit vergangenem Herbst ist das Sortiment von pikantum Teil von Amazon Storefronts, einem Online-Shop, auf dem sich lokale kleine und mittlere Unternehmen aus Deutschland präsentieren. „Das ist für mich eine tolle Möglichkeit, um Kunden zu erreichen, die lokale Unternehmen unterstützen möchten“, ist Wertz überzeugt. Für die Zukunft hat die Geschäftsführerin von pikantum schon viele neue Ideen für ihr Unternehmen: Das Sortiment soll erweitert, Geschenksets entwickelt und Kooperationen mit Kochschulen abgeschlossen werden. Simone Wertz ist voller Tatendrang: „Ideen gibt es immer reichlich. Ich kann es oft gar nicht erwarten, sie umzusetzen.“