Wir haben mit Katharina Mayer – eine der Coaches des Amazon-Förderprogramms „Unternehmerinnen der Zukunft“ und Gründerin des sozialen Start-ups Kuchentratsch – über ihren eigenen Weg in den E-Commerce, die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und die Vorfreude auf ihre Mentees gesprochen.

Was ist Kuchentratsch?
Kuchentratsch ist ein soziales Start-up aus München, bei dem Seniorinnen und Senioren leckeren Omakuchen mit Liebe backen. In unserer Backstube können die Omas und Opas Kontakte knüpfen und sich etwas zur Rente dazuverdienen.
Wir verkaufen unseren Kuchen an Münchner Cafés und versenden ihn deutschlandweit an Firmen- und Privatkunden.

Wie bist du auf die Idee gekommen?
Ich habe mich während meines BWL Studiums fernab der Heimat gefragt, warum es so leckeren Kuchen wie den von meiner Oma eigentlich nirgends zu kaufen gibt. Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass der Verkauf von Omakuchen auch SeniorInnen zu Gute kommen könnte: sie können ihre Backleidenschaft ausleben, neue Leute kennenlernen und sich ihre Rente aufbessern. So habe ich dann mit 24 beschlossen, alles auf eine Karte zu setzen und Kuchentratsch gegründet.

Wie hast du angefangen? Was waren die ersten Schritte?
Die allerersten Schritte waren natürlich Omas und Opas zum Backen zu bekommen. Ich habe tatsächlich mit meiner Oma und ihren Freundinnen angefangen und nach und nach kamen durch Mundpropaganda immer mehr dazu. Auch eine Immobilie zu finden war erstmal eine Herausforderung. Wir haben mit der Anmietung einer Kantinenküche einmal die Woche klein gestartet, bevor wir in unsere eigene Backstube umgezogen sind. Startkapital dafür habe ich über eine Crowdfunding-Kampagne zusammengesammelt.

Was ist das Wichtigste beim Gründungsprozess?
Optimismus, eine Prise Naivität und Tatendrang! Ich habe am Anfang einfach losgelegt, ohne zu wissen, was da genau eigentlich auf mich zukommt. Das war super, denn man wächst mit den Aufgaben und lernt auf dem Weg so viel dazu.

Als Start-up muss man schnell profitabel werden: Wie passen unternehmerisches Handeln einerseits und gesellschaftliche Verantwortung andererseits für dich vor diesem Hintergrund zusammen?
Ich glaube daran, dass diese beiden Themen sehr gut zusammenpassen und zukunftsweisend sind. Dadurch, dass in unserer hochentwickelten Gesellschaft die Grundbedürfnisse längst gedeckt sind, ist es Zeit wieder verstärkt aufeinander aufzupassen und gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Statt Ellenbogengesellschaft heißt es Verantwortung für unsere gesellschaftliche und soziale Zukunft zu übernehmen. Und dass das nicht nur in der Freizeit, beim Spenden und im Ehrenamt möglich ist, wollen wir mit Kuchentratsch zeigen.

Was unterscheidet soziale Start-ups von anderen jungen Unternehmen?
Ich würde sagen für Unternehmen wie Kuchentratsch ist es schwerer, eine Finanzierung zu bekommen und dafür leichter, Menschen für die eigene Idee zu begeistern.

Was ist deine Vision für die Zukunft?
Ich glaube ich bin so ein Mensch, der nie sagen würde „so, jetzt reicht’s mir, jetzt habe ich wirklich alles erreicht“. Bei Kuchentratsch wollen wir so vielen SeniorInnen wie möglich die Chance geben, bei uns mitzumachen. Und wir haben noch so einiges vor, zum Beispiel dieses Jahr ein neues Backbuch, einen Rezepte-Adventskalender und einen Podcast herauszubringen. Der Traum wäre es, irgendwann unseren Omakuchen im Supermarkt anzubieten – es gibt also noch eine Menge Potenzial!

Welche Rolle spielt das Online-Geschäft für dich?
Seit wir unsere Kuchen deutschlandweit per Post versenden ist der Onlinehandel aus unserem Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Digital erreichen wir z.B. über Amazon so viel mehr Menschen als nur hier vor Ort in unserem Münchner Hinterhof. Durch E-Commerce können unsere Backomas jetzt auch für einen Kindergeburtstag in Berlin oder strukturschwache Gegenden ohne Bäckerein Kuchen backen – ein Traum!

Du bist Coach bei Amazons diesjähriger Suche nach der „Unternehmerin der Zukunft“ dabei. Was braucht sie in deinen Augen?
Eine klare Vision wo sie hin will, Mut, in neue Richtungen zu denken und eine Ärmel-Hochkrempel-Mentalität! Ich bin schon sehr gespannt auf die Bewerberinnen!

Was bist du für ein Coach?
Bei meinem Team habe ich gemerkt, dass ich es schaffen kann, Leute zu motivieren und sie anzuspornen Dinge zu wagen, an die sie sich allein vielleicht nicht ran getraut hätten. Gleichzeitig finde ich persönlich konstruktive Kritik und Feedback sind die wichtigsten Mittel, um zu wachsen und besser zu werden. So eine Mischung aus positivem Empowerment und ehrlichem Feedback trifft meine Art zu Coachen wahrscheinlich am besten.

Warum, denkst du, gründen weniger Frauen als Männer?
Nur wenige Frauen haben gelernt zu führen und – auch wenn es mal hart ist – seine Meinung zu sagen. Uns wird von der Gesellschaft zugeschrieben für Harmonie zu sorgen und kein Risiko einzugehen. Aber ich glaube wir erleben gerade einen Paradigmenwechsel mit und die Generation nach uns sieht es hoffentlich als selbstverständlich an, dass Frauen dieselben Karrieren machen wie Männer.

Was würdest du sagen, wenn du eine Frau mit einem Satz davon überzeugen solltest, ihr eigenes Business aufzuziehen?
Überleg dir, ob du mit 80 auf dein Leben zurückblicken und dir denken willst: „DAS wäre eigentlich mein Traum gewesen.“

Was können andere Frauen von deiner Geschichte lernen – im Positiven wie im Negativen?
Es lohnt sich, sein Ding durchzuziehen – egal, ob man es vor Familie und Freunden verteidigen muss, am Anfang das Geld fehlt oder es Rückschläge gibt. Am Ende wirst du es nicht bereuen. Drauf loslegen und einfach mal machen ist meist der beste Weg, denn auch wenn Dinge schief gehen, lernt man auf diese Weise am meisten. Gleichzeitig solltest du deine Zahlen kennen und eine klare Vision haben – mit diesen beiden Punkten überzeugst du gerade auch als junge Frau dein Gegenüber am schnellsten.

Mit der gemeinsamen Initiative Unternehmerinnen der Zukunft fördern der Verband deutscher Unternehmerinnen, Global Digital Women, BRIGITTE Academy und Amazon bereits zum zweiten Mal Inhaberinnen und Geschäftsführerinnen von Unternehmen, die ihr stationäres Geschäft mit dem Start in den Online-Handel erweitern oder ihre bestehende Online-Präsenz ausbauen wollen. Im Kern des Programms steht die individuelle Begleitung aller Teilnehmerinnen durch Experten-Coaches – allesamt erfahrene Unternehmensgründerinnen, E-Commerce Experten, Amazon Händlerinnen bzw. Händler oder Blogger.

Weitere Informationen zum Programm gibt es unter www.unternehmerinnenderzukunft.de.