Aus Burbach auf Wachstumsreise

Lukas Winkel verwirklicht seinen Traum vom Familienbetrieb – und will die Öko-Reiniger von awiwa nun auch im Ausland verkaufen.

International im E-Commerce durchstarten – das können auch kleine Unternehmen. Wie genau das funktioniert, erkundet derzeit „awiwa“, Hersteller mikrobiologischer Reiniger aus Burbach im Siegerland.

In einem Industriegebiet zwischen parkenden Sattelschleppern und einer Autogastankstelle in Würgendorf nahe Burbach, Siegerland, liegt der Familienbetrieb der Winkels: 14 Mitarbeiter, über zehn Jahre Unternehmensgeschichte, zweistellige Wachstumsraten und 21 Produkte, die das Ge wissen schonen – mikrobiologische Öko-Reiniger, die Dreck aufessen, statt unnötig Chemie ins Abwasser zu spülen. Das Unternehmen: Kein Riese, aber große Pläne!

Dass gerade auch kleine und mittlere Unternehmen besonders vom Onlinehandel profitieren können, wissen die Winkels: Kein eigener Internet-Vertrieb, keine eigene Logistik ist mehr nötig, um Millionen Kunden zu erreichen; und die internationale Expansion im E-Commerce ist oft nur so lange entfernt, wie die Übersetzung einer Produktbeschreibung dauert. Deshalb haben sich die Winkels auf die nächste Wachstumsreise begeben – den Ausbau ihrer Online-Aktivitäten und den Verkauf an Kunden in ganz Europa.

Dabei setzten sie auch auf das Förderprogramm „Unternehmer der Zukunft“ von Amazon und WirtschaftsWoche: 23 kleine Händler – jeweils mit weniger als 20 Mitarbeitern – arbeiteten hier am Auf- und Ausbau ihres Online-Geschäfts, begleitet von E-Commerce-Experten, die sie coachten. Das Programm sollte Starthilfe geben und die Teilnehmer ermutigen, Neues auszuprobieren.

Auch awiwa entwickelte im Rahmen der Initiative seinen E-Commerce-Plan. Die Unterstützung, die man dort erfuhr, sei „Gold wert“, erklärt Lukas Winkel, Vertriebsleiter in der vom Vater gegründeten Firma. Coach Nico Stöckel, Head of Category Management/Sales bei dem Internet-Handelsunternehmen Chal-Tec, half den Burbachern. Stöckel sieht bei awiwa viel Potenzial. „Von uns kann awiwa lernen, wie man in ganz Europa erfolgreich verkauft“, sagt er. Winkel junior pflichtet ihm bei: „So vermeiden wir unnötige Fehler.“

Stöckel nahm sich täglich eine Stunde Zeit für awiwa, morgens um 8.00 Uhr fand die Lagebesprechung statt – online natürlich. Dort wurden Aufgaben besprochen, To-Dos verteilt und Ziele definiert. Zum Beispiel musste awiwa die Produktetiketten neu und ansprechender gestalten. So könne sich das Unternehmen besser von der Konkurrenz abheben. „Wir sind gespannt, was aus awiwa noch alles wird“, sagt der Coach.

awiwas Weg ist eine Burbacher Bilderbuchkarriere. Begonnen hat die Geschichte des Unternehmens – typisch Gründer – in der Garage der Familie in Würgendorf. Hier entwickelte Lukas’ Vater, Achim Winkel, 2009 die ersten awiwa-Reinigungsmittel.

Das Unternehmen wuchs schnell. Winkel senior zog in ein Bürogebäude gegenüber. Winkel junior staunte damals aus der Distanz über das Geschäft seines Vaters – noch arbeitete er bei einem Automobilzulieferer nahe Düsseldorf und kam nur selten nach Hause. Als sein Vater kurze Zeit später in größere Räume umzog und der Betrieb weiter wuchs, reifte im Junior die Idee, ein echtes Familienunternehmen mit aufzubauen.

Catherine Demeulemeester, Lukas Winkels Frau, ist gemeinsam mit ihrem Mann in das Unternehmen eingestiegen.

Catherine Demeulemeester, Lukas Winkels Frau, ist gemeinsam mit ihrem Mann in das Unternehmen eingestiegen.

Unternehmer aus Überzeugung
Kurzerhand entschlossen seine Frau Catherine Demeulemeester und er sich im April 2016, ihre gut bezahlten Jobs aufzugeben, Unternehmer zu werden und bei awiwa einzusteigen. „Das war nicht ohne Risiko“, erinnert sich Winkel junior. Schließlich war der damals 28-Jährige gerade Vater geworden und hatte ein Haus gekauft.

Der unternehmerische Antrieb aber überwog alle Bedenken: „Wir wollen etwas im Leben erreichen, dann muss man sich eben auch etwas trauen“, sagt Lukas Winkel. Für seine Vision von der eigenen Firma will er kämpfen: „Koste es, was es wolle.“ Und wenn die Idee nicht aufgeht? „Dann haben wir es zumindest versucht. Besser scheitern, als das ganze Leben in der Komfortzone zu verbringen“, lautet sein Credo.

Unternehmer aus Überzeugung eben – nicht nur in ökonomischer Hinsicht. Im sogenannten „awiwa-Versprechen“ garantiert seine Firma „ökologische Produkte für ein bewusstes Leben und eine gesunde Zukunft“. Denn mehr Öko geht kaum: Je nach Art der Verschmutzung kombinieren die awiwa -Mikrobiologen Mikroorganismen mit milden Reinigungsmitteln; die Produkte können reinigen, aufbereiten, unerwünschte Substanzen entfernen oder Gerüche und Flüssigkeiten absorbieren.

„Vor der Markteinführung eines neuen Produkts machen wir gern selbst den Praxistest“, erzählt Lukas Winkel. So hätten er und seine Mitarbeiter gemeinsam die Fahrerkabine eines gebrauchten Transporters, in dem zuvor jahrelang geraucht wurde, für den Firmenfuhrpark gereinigt. „Test bestanden: Der Wagen ist heute geruchsneutral, keine Spur mehr von Nikotin“, berichtet Winkel junior. Das Reinigungsmittel gibt es heute im awiwa-Onlineshop auf awiwa.eu und bei Amazon zu kaufen und bald sicher auch in anderen europäischen Ländern. Dass sich der Schritt in die unternehmerische Freiheit gelohnt hat, davon sind die Winkels heute mehr denn je überzeugt.