„Für Menschen mit hoher Querschnittlähmung bedeutet eine Corona-Erkrankung eine lebensbedrohliche Situation“, sagt Kevin Schultes. Er ist Mitglied des Vorstands der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland e. V. (FGQ). Der Verein vertritt bundesweit die Interessen von Querschnittgelähmten. „Eine Lockerung von Schutzmaßnahmen und ein Leben wie vor Corona wird es hier erst mit einem Impfstoff geben“, ist sich Kevin Schultes sicher.

Das europaweite Hilfsprojekt stellt querschnittgelähmten Menschen, ihren Angehörigen und Pflegekräften kostenlose medizinische Masken zur Verfügung. 32 Selbsthilfegruppen in ganz Europa sind an dem Projekt beteiligt. Auf der Vereinshomepage der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland e. V. kann man die Masken anfordern.
Masken jetzt anfordern

Menschen mit hohen Querschnittlähmungen haben häufig eine dauerhafte Beeinträchtigung des Immunsystems und eine flachere Atmung. Dadurch sind sie stärker von Lungeninfektionen und einem schweren Verlauf bei Corona bedroht. „Diese Menschen haben zudem ein höheres Ansteckungsrisiko, da sie meist auf Pflege und Assistenz angewiesen sind. Manchmal sind bis zu 15 Pflegekräfte, Assistenten und Therapeuten damit betraut. Sicherheitsabstände können bei der Pflege unmöglich eingehalten werden. Das Tragen von Masken ist hier deshalb sehr wichtig und der Bedarf sehr hoch für die betroffenen Haushalte“, führt Kevin Schultes aus.

„Das Bundesgesundheitsministerium hat uns vom Hilfsangebot von Amazon für den Maskentransport aus China erzählt. Ohne Amazon hätte sich die Lieferung monatelang hingezogen."
Kevin Schultes, Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland e. V.

Gemeinsam mit dem Dachverband European Spinal Cord Injury Federation (ESCIF) hat der Verein deshalb eine europaweite Initiative ins Leben gerufen und stellt Betroffenen kostenlos medizinische Masken nach dem II-R-Standard zur Verfügung. 600.000 Masken von einem seriösen Anbieter aus Shanghai hatte Kevin Schultes dafür ausfindig gemacht. „Es stellte sich aber leider schnell heraus, dass der Transport die riesige Herausforderung war. Denn bis heute ist Luftfracht von China nach Deutschland sehr schwierig. Wir hätten allenfalls kleine Frachtkontingente für unsere Masken bekommen. Die Lieferungen hätten sich über Monate gezogen.“

Ein Flugzeug, das gerade entladen wird.
Hier am Flughafen Leipzig/Halle kam die Maskenlieferung aus China an. Wöchentlich landet dort Luftfracht im Auftrag von Amazon.
Foto von Uwe Schossig

Der Verein suchte Hilfe beim Bundesgesundheitsministerium und fand sie bei Amazon. „Dort hat man uns gesagt, dass Amazon den Transport von Masken aus China angeboten hat. Nach der Zusage von Amazon ging alles sehr schnell und unkompliziert“, erinnert sich Kevin Schultes. Die Luftfracht für seine Organisation traf am Flughafen Leipzig/Halle ein. Wöchentlich landen dort Masken und Schutzartikel für Amazon Kundinnen und Kunden, aber auch für mehr als 13.000 Logistikmitarbeiterinnen und –mitarbeiter von Amazon in Deutschland. Von Leipzig aus gehen sie in das nahe gelegene Logistikzentrum und an zahlreiche weitere Standorte.

Seit letzter Woche lagern die 600.000 Masken für Querschnittgelähmte, deren Familien und Pflegekräfte nun in Baden-Württemberg, dort ist der Sitz der Fördergemeinschaft. Während der nächsten Monate werden sie in insgesamt 28 europäischen Ländern kostenlos verteilt werden. Für Deutschland haben Kevin Schultes und sein Verein eine Anforderungsmöglichkeit auf der Homepage geschaffen: „Wir wollen schnell und unbürokratisch beim Corona-Schutz für Querschnittgelähmte helfen. Für die Betroffenen ist das eine Frage des Überlebens.“