Welche Gemeinsamkeiten verbinden Petra, Helena und Natalya? - Alle drei arbeiten in einem Kernbereich von Amazon: der Logistik. Alle drei haben im Laufe ihres Berufslebens teilweise ähnliche Erfahrungen zur Gleichstellung von Frauen mit Männern gesammelt – und das, obwohl sie in ganz unterschiedlichen Bereichen arbeiten: Natalya und Helena als Technikerinnen in einer vermeintlichen Männer-Arbeitswelt; Petra als Personalexpertin, die sich u. a. auch als Trainerin für Frauenförderprogramme bei Amazon engagiert.

Eine Frau in orange-farbener Sicherheitsweste schreibt an ein Whiteboard. Im Hintergrund ist eine Lagerhalle zu sehen.
Helena Willuhn:
In Helenas Arbeitswelt im Logistikzentrum Frankenthal dreht sich alles um die Technik, genauer: die Gebäudetechnik: „Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass beispielsweise Lüftungsanlagen, die Sprinklertechnik sowie alle Aufzüge, Türen und Tore funktionieren. Dazu kommen Koordination von Fremdfirmen für Wartungen und Instandhaltungen, Pojektplanungen, Reinigungsleistungen und die Grünanlagenpflege.“ Die akademischen Grundlagen hat sie im Ingenieursstudiengang für Facility Management erworben. Seit rund einem halben Jahr wendet sie ihre Kenntnisse bei Amazon als RME (Reliability, Maintenance, Engineering) Area Managerin an. „Ich habe mich schon von klein auf für Technik interessiert. Daran hat sich bis heute nichts geändert“, sagt Helena. Bei Amazon in Frankenthal arbeitet sie mit 70 hauptsächlich männlichen Kollegen zusammen.

Am 8. März ist Weltfrauentag. Er soll an Gleichberechtigung und Chancengleichheit für Frauen erinnern. Was haltet ihr von diesem Aktionstag?

(Natalya): Ich finde das gut und gleichzeitig schlecht: Gut, dass an die Gleichberechtigung erinnert wird. Aber schlecht, weil es traurig ist, dass es so einen Tag noch geben muss und Frauen weltweit noch nicht die gleichen Chancen haben wie Männer.

(Petra): Dem stimme ich zu: In der Wirtschaft sind Frauen in höheren Führungspositionen oder in technischen Berufen häufig noch die Ausnahme. Das alleine zeigt, dass die Rahmenbedingungen weiter verändert werden müssen, damit Frauen und Männer die Chancen in gleichem Maß nutzen können.

Was ist eurer Meinung nach nötig, damit Frauen die gleichen beruflichen Chancen bekommen wie ihre männlichen Kollegen? Wie erlebt ihr Chancengleichheit in eurer Arbeit?

(Helena): Ich denke, vor allem die Unternehmen selbst können viel verändern, indem sie Gleichberechtigung wirklich leben und auch fördern. Bei Amazon habe ich nicht das Gefühl, dass ich „nur“ als Frau gesehen werde. Es ist meine Leistung, die zählt.

(Petra): Diversität wird bei uns bewusst gefördert. Wir sind davon überzeugt, dass durch die Unterschiedlichkeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viel Kreativität entsteht – und wir uns dadurch für unsere Kunden verbessern. Für Frauen gibt es verschiedene Förderprogramme. Vor Kurzem haben wir beispielsweise das RME-Women’s-Leaderhip-Netzwerk gestartet (Anm.: Reliability, Maintenance, Engineering). Es wurde speziell für Technikerinnen wie Helena und Natalya ins Leben gerufen.

Eine Frau mit langen braunen Haaren und scharzem T-Shirt steht lächelnd an einem Bürotresen.
Petra Ringhofer:
Ihr offizieller Titel lautet „MEU Senior HR Manager Associate Experience“. Petras Aufgabe ist es, Strukturen im Personalmanagement zu verbessern, und zwar für Logistikstandorte in Deutschland, Tschechien, Polen und der Slowakei. „Dafür ist das Feedback der Kolleginnen und Kollegen meine wichtigste Basis“, sagt Petra. Seit 2011 arbeitet sie bei Amazon. Seit 2018 engagiert sie sich auch als Trainerin für Führungskräfteprogramme für Frauen bei Amazon: „Die Workshops und der Austausch mit anderen Amazon Kolleginnen haben mich selbst verändert und mir geholfen zu erkennen, wie ich mich beruflich weiterentwickeln kann.“

Welchen Vorteil bringen Programme wie das Amazon RME-Women’s-Leadership-Netzwerk?

(Petra): RME umfasst in unserer Logistikwelt sehr technische Berufsfelder. Es geht um die Wartung bzw. Instandhaltung der Gebäude- oder Betriebstechnik: von den Klimaanlagen bis hin zu den Robotern. Mit den Women‘s-Leadership-Programmen möchten wir den europaweiten Erfahrungsaustausch unter den Kolleginnen stärken und die berufliche Weiterentwicklung fördern. Die Kommunikation untereinander ist wichtig, weil viele Frauen ähnliche Erfahrungen im Laufe ihres Berufslebens gemacht haben. Zumal ihre Arbeitswelt eher männlich geprägt ist.

Warum gibt es immer noch so wenige Frauen in Technikberufen?

(Petra): Wir haben in den technischen Berufsfeldern für Logistik nicht so viele Frauen, wie wir uns wünschen würden. Noch überwiegt der Männeranteil. Das liegt vor allem daran, dass einfach noch nicht so viele Frauen technische Berufe ergreifen: Ihr Anteil steigt zwar, aber nur allmählich.

(Helena): Ich denke, in der Gesellschaft wird schon früh, bereits in der Kindheit, nach sogenannten Männer- und Frauenberufen unterschieden. In der Schule war ich das einzige Mädchen im Technikunterricht. Wichtig wäre deshalb, die Vielfältigkeit von Technikberufen in den weiterführenden Schulen stärker zu thematisieren und darauf aufmerksam machen, dass für technische Berufsfelder das Interesse - nicht das Geschlecht - ausschlaggebend ist.

(Natalya): Ich glaube, Frauen müssen sich einfach mehr zutrauen. Wir neigen im Allgemeinen dazu, uns kontinuierlich zu hinterfragen: Kann ich das überhaupt? Überschätze ich mich nicht? Wir brauchen mehr Mut. Was mir sehr hilft, ist die Feedback-Kultur bei Amazon. Man kann jeden um seine Einschätzung bitten. Wir sind ein Team und helfen uns gegenseitig.

Eine blonde Frau mit orangener Sicherheitsweste über dem grauen Hosenanzug steht in einer Logistikhalle. Ihr Blick ist auf ein Blatt gerichtet, das sie in der Hand hält.
Natalya Radünz:
„Jeder Roboter hat seine eigene Geschichte“, sagt Natalya. Sie muss es wissen: Als RME-Planerin (Reliability, Maintenance, Engineering) im Logistikzentrum Mönchengladbach ist sie nicht nur für den einwandfreien Betrieb der vielen Transportroboter verantwortlich. Auch die Wartung und Instandhaltung der rund 20 km langen Förderbänder und der sonstigen Technik im Logistikzentrum unterliegen ihrer Planung. Im Team stehen ihr rund 70, vornehmlich männliche Kollegen zur Seite: „Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Ich bin an männliche Teams gewöhnt, unser Umgang ist sehr offen.“ Natalya hat Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt Biomedizin sowie Lasertechnik studiert.

Was macht euch in euren Jobs am meisten Spaß?

(Natalya): Ich bin ein echter Planungs-Freak, und als RME Planerin habe ich quasi meinen Traumjob gefunden. Ich bin verantwortlich für die Betriebstechnik in unserem Logistikzentrum und habe viel Eigenverantwortung. Dass meine Leistung deutlich gesehen und anerkannt wird, ist eine relativ neue Erfahrung für mich: Das habe ich in meinen früheren Jobs nie so erlebt.

(Petra): Mein Job innerhalb des Personalwesens ist ziemlich einzigartig: Ich habe nur eine Kollegin, die ein ähnliches Aufgabengebiet hat. Ich optimiere Strukturen im Personalmanagement und analysiere dazu die Feedbacks, die wir von Kolleginnen und Kollegen erhalten. Ich habe viel Gestaltungsspielraum und viel mit Menschen zu tun. Das macht mir großen Spaß.

(Helena): Am meisten an meiner Arbeit mag ich, dass man so deutlich die Veränderungen und Fortschritte sieht. Mein Job bringt viele Herausforderungen, viel Abwechslung und täglich viel Neues: Kein Tag ist wie der andere, und das ist gut so!