Hamoun war 19 Jahre alt, als er als Beifahrer Opfer eines schweren Verkehrsunfalls wurde. Seitdem ist er von den Schultern abwärts querschnittsgelähmt. Acht Wochen hatten die Ärzte um sein Leben gekämpft. Schritt für Schritt holten sie ihn aus dem künstlichen Koma zurück ins Leben. Langsam lernte Hamoun, das Beatmungsgerät für kurze Augenblicke abzulegen und wieder selbst zu atmen. Jeden Tag ein paar Minuten länger.

Hamoun Kamai wird im Alltag von Alexa unterstützt.
Foto von Jan Sassmannshausen

Dass Hamoun es geschafft hat, grenzt an ein Wunder. Und zeugt von seinem unbändigen Willen, sich dem Schicksal nicht kampflos zu ergeben, sich ein Maximum an Selbstständigkeit zurück zu erobern. Ein Wesenszug, der den heute 34-Jährigen in den vergangenen 15 Jahren immer wieder zu neuen Zielen motivierte.
„Als ich verstand, dass ich nicht einmal mehr meine Handgelenke bewegen kann und mein Leben lang auf Hilfe angewiesen sein werde, stellte ich mir natürlich die Fragen ‚Warum ich?‘, ‚Warum so jung?‘. Ich war gerade mit der Schule fertig und wollte eine Ausbildung zum Mediengestalter machen. Doch eines Tages begriff ich, dass es auf diese Fragen keine Antworten gibt. In diesem Moment beschloss ich, mich durchzubeißen, meinen Körper neu kennen zu lernen und das Beste draus zu machen“, erinnert sich Hamoun.

Nur durch die Kraft der Sprache

Hamoun ließ sich seinen Laptop ins Krankenhaus bringen und eine Software zur Sprachsteuerung aufspielen. Er lernte Sprachbefehle auswendig und brachte sich bei, nur durch den Einsatz seiner Stimme im Internet zu surfen, Texte zu schreiben und Nachrichten zu diktieren. „Der Computer war meine Leidenschaft, seit ich denken kann. Die damals noch recht neue Technologie der Sprachsteuerung war mein Glück im Unglück. Durch sie wurde mein Computer zu einem unverzichtbaren Assistenten, zu meinem Tor zur Außenwelt und zu einem im Rahmen meiner Möglichkeiten aktiven und autonomen Leben“, sagt Hamoun.

„Alexa ist für mich ein Riesenschritt in Richtung Selbständigkeit."
Hamoun Kamai

Den Traum, eine Ausbildung zum Mediengestalter zu machen und in diesem Beruf einmal arbeiten zu können, musste der damals 19-Jährige aufgeben, denn sein überdurchschnittlich hoher Lähmungsgrad erwies sich als irreversibel. Doch durch den Einsatz der Sprachsteuerung war er in der Lage, aus seinem Herzenswunsch ein Hobby zu machen. Nach seinem fast einjährigen Krankenhausaufenthalt eignete er sich autodidaktisch die Fähigkeiten an, für Freunde und Verwandte Websites zu erstellen, Grafiken und Logos zu kreieren und Filme zu schneiden. „In der ersten Zeit nach meinem Unfall waren „Bitte“ und „Danke“ die meistgebrauchten Worte im Umgang mit meinen Freunden und meiner Familie. Es tut mir gut, ihnen nun etwas zurückzugeben. Ihnen nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten für ihren Beistand zu danken“.

Hand in Hand in ein neues Leben

Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus zog Hamoun gemeinsam mit seinem älteren Bruder Iman in eine eigene Wohnung in Pforzheim. So war Hamoun immer in Gesellschaft von Menschen, die sich um ihn kümmerten: Nachts war mein großer Bruder da, tagsüber wechselten sich meine besten Freunde, meine große Schwester und mein kleiner Bruder ab, um bei mir zu sein“.

Hamoun Kamai wird von Amazons Sprachassistentin Alexa im Alltag unterstützt.
Foto von Jan Sassmannshausen
Hamoun Kamai wird von Amazons Sprachassistentin Alexa im Alltag unterstützt.
Foto von Jan Sassmannshausen
Hamoun Kamai wird im Alltag von Alexa unterstützt.
Foto von Jan Sassmannshausen
Hamoun Kamai wird von Amazons Sprachassistentin Alexa im Alltag unterstützt.
Foto von Jan Sassmannshausen

Sieben Jahre lang wichen sie nicht von seiner Seite. Dann lernte Hamoun Sandra kennen. Die ehemalige Krankenschwester hatte sich als Pflegekraft bei ihm vorgestellt. Vor acht Jahren zog Sandra bei ihm ein, seitdem sind sie unzertrennlich. Hamouns alte Freunde besuchen die beiden regelmäßig und helfen, wo sie können. „Die Unterstützung, die ich von den liebsten Menschen um mich herum erfahre, ist mein größtes Glück“, sagt Hamoun.

Sprachassistenten: Ein großer Schritt Richtung Selbständigkeit

Seit etwas mehr als drei Jahren bekommt Hamoun Hilfe von einer weiteren Mitbewohnerin: Alexa. So heißt die Sprachassistentin von Amazon, die 2016 nach Deutschland kam. „Alexa ist für mich ein Riesenschritt in Richtung Selbständigkeit. Sie ermöglicht mir, nicht nur meinen Computer, sondern alle möglichen Geräte in meiner Wohnung ohne fremde Hilfe zu bedienen“, erläutert Hamoun. Mit Alexa kann Hamoun in jedem Raum seiner Wohnung Musik abspielen oder sich ein Hörbuch vorlesen lassen, das Licht und die Heizung steuern, den gewünschten Sender im Fernseher einschalten und die Wohnungstür für seine Freunde oder den Paketboten öffnen.

Gespannt wartet Hamoun auf weitere neue Funktionen, die ihm sein tägliches Leben in Zukunft erleichtern könnten: „Eine tolle Innovation wäre für mich, wenn ich auch unterwegs mit meiner Stimme auf alle Alexa-Dienste zugreifen und mobil mit Alexa telefonieren könnte. Oder ein ‚Alexa-Auto‘: Ein Fahrzeug, das ich selbst per Sprache steuern und fahren könnte. Das wäre mein Traum von einem selbstbestimmten Leben“.

Hamoun Kamai wird im Alltag von Alexa unterstützt.
Foto von Jan Sassmannshausen