Wo in Berlin einst modische Halskrausen gefertigt wurden, weht heute der Geist Künstlicher Intelligenz. In den Krausenhöfen im Stadtteil Mitte befindet sich das Berliner Development Center von Amazon. Hier arbeitet ein Team internationaler Entwickler an der Technologie-Zukunft des Unternehmens. Einer von ihnen ist David Kaiser, mit offizieller Bezeichnung „Country Manager Germany, New Technologies“. Vor 15 Jahren hat er angefangen, Apps für PDAs zu entwickeln. Das war fünf Jahre bevor Steve Jobs das iPhone ankündigte. Kaiser wollte Anderen das Leben erleichtern – mit Software. Als im vergangenen Jahr das Job-Angebot von Amazon auf dem Tisch lag, war für den Wahl-Berliner schnell klar: Er will mithelfen, das „Alexa Skills Team“ aufzubauen.

Als „Skills“ versteht man bei Amazon sprachgesteuerte Fähigkeiten, die Geräte wie Echo und Echo Dot für bestimmte Wünsche und Situationen zu digitalen Assistenten machen. Nutzer können so mittels Sprachbefehlen zum Beispiel ihre Smart-Home-Anwendungen steuern. Gerade darin sieht Kaiser enormes Potential: „Ehe ich das Telefon raus und entsperrt habe, ehe ich die kleinen Symbole unter hunderten von Apps gefunden und gestartet habe, da bin ich drei Mal am Lichtschalter gewesen.“ Dank Alexa Skills reicht dafür jetzt ein Sprachbefehl aus: „Alexa, mach das Licht im Wohnzimmer aus.“

David Kaiser stieß zwar erst im vergangenen Oktober zum Amazon Team hinzu, doch es kommt ihm länger vor. Es ist viel passiert seitdem: In nur fünf Monaten gingen Echo und Echo Dot – die Geräte, die den Zugang zur Sprachtechnologie möglich machen – durch eine Probephase, und dann, Mitte Februar, für alle Kunden an den Start. Mit Hilfe der existierenden Skills beantwortet Alexa Fragen nach Zugverbindungen, bestellt Taxis, spielt Hörbücher ab oder liest ein Nachrichten-Update vor. Dabei ist Kaiser wichtig, dass maschinelles Lernen eine ganz neue Dimension der Kommunikation ermöglicht: „Wir wollten kein 80er-Jahre-Mailbox-Menü entwickeln – ‚Wähle 1 für das‘, ‚wähle 2 für das‘“, erklärt er, „wir wollen natürliche Sprachinteraktion stattfinden lassen, wie man wirklich mit einem Menschen spricht.“

Dass die Einführung in so kurzer Zeit reibungslos verlief, dafür sind auch Kaiser und seine Mitarbeiter verantwortlich. Keine eingeschweißte Truppe übernahm die Aufgabe, sondern ein neu zusammengestelltes Team, das im Oktober 2016 gerade einmal aus drei Mitarbeitern bestand – David Kaiser mitgezählt. Dieses hohe Maß an Vertrauen hat sich ausgezahlt: „Die Stimmung war super, jeder hatte Lust, hat mit angepackt“, erinnert er sich. „Dadurch, dass unser Team so klein war, mussten wir viel Verantwortung bei den Themen übernehmen.“ Und genau das, also die Übernahme von Verantwortung für bestimmte Projekte, ist ein essentielles Prinzip, das bei Amazon ein dynamisches Umfeld für Innovationen schafft. „Ownership“ heißt es im englischen Original – und genau so steht es auch auf den Bürowänden der Berliner Krausenhöfe.