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Was steckt hinter dem Vormarsch der Künstlichen Intelligenz (KI) und wie wird sie unser Leben verändern? Hier klärt Boi Faltings, Direktor des Artificial Intelligence Laboratory der ETH Lausanne, zum Verhältnis von Mensch und Maschine auf. Er forscht und lehrt seit über zwanzig Jahren zum Thema KI.

Herr Faltings, KI erfordert viele neue Kenntnisse. Was sollten Kinder heute lernen?
Kinder sollten sich ihre angeborene Neugier bewahren. Es wird immer bessere Hilfsmittel geben, um Fakten zu lernen, aber Kreativität wird immer wichtig bleiben. Sie sollen sich schließlich all die Dinge ausdenken, die wir mit den neuen Technologien machen werden. In der Zukunft wird weniger das reine Faktenwissen gefragt sein, weil das durch digitale Assistenten mit extrem großen und ständig aktualisierten Wissensbasen über das Internet gezielt bereitgestellt werden kann, sondern das tiefe Verständnis komplexer Zusammenhänge auch über Disziplingrenzen hinweg.

Worin sind Menschen besser?
Menschen geben die Ziele vor. Sie können sich vorstellen, was uns nützlich ist. KI allein kann das nicht. Menschen können mit sehr wenig Information sehr viel erreichen. Bei KI-Systemen herrscht noch enormer Forschungsbedarf, um auch aus ganz geringen Datenmengen Ein sichten zu gewinnen. Hinzu kommt, dass es sich bei den Situationen, für die wir die KI am meisten benötigen, meist um Extremfälle handelt, für die es kaum Trainingsdaten gibt. Hier müssen menschliche Programmierer den KI-Systemen auf die Sprünge helfen, um autonome Systeme für solche Extremsituationen fit zu machen.

Und worin sind Maschinen besser?
KI kann besser mit künstlichen Umgebungen umgehen. Dazu gehören komplexe Planungen oder die Synthese von breitem Wissen zum Beispiel in der Medizin oder in der Risikooptimierung für die Geldanlage. Hinzu kommt: Maschinen ermüden nicht, lassen sich nicht ablenken, können sehr viele Aufgaben gleichzeitig erledigen, kennen weder Monotonie noch Langeweile. Ich stelle mir auch vor, dass eine Unterstützung durch KI-Software viele Menschen zu anspruchsvolleren Aufgaben befähigt. Der Einfluss auf den Arbeitsmarkt wird vielleicht gar nicht so negativ sein, wie viele das befürchten. Oft ist das Verhalten von KI-Software allerdings schwer vorherzusagen, und wir müssen darauf achten, dass es keine unerwünschten Nebeneffekte hat.