Nicole Roelvink-Hamann verantwortet das Gesundheitsmanagement bei Amazon in Deutschland. Im Interview erläutert sie, wie sich die Logistikstandorte auf die dritte Welle vorbereiten und wie die Mitarbeiter:innen durch weitere geplante Maßnahmen geschützt werden.

Eine braunhaarige Frau in blauer Bluse in einem Logistikzentrum (Aufnahme vor Pandemie).
Nicole Roelvink-Hamann verantwortet in Deutschland das Gesundheitsmanagement bei Amazon (Aufnahme vor Pandemie).
Foto von Sir Richard Picture

Welche Maßnahmen gibt es bereits von Amazon, um die Logistikmitarbeiter:innen vor COVID-19 zu schützen?

Wir tun alles in unserer Macht stehende, um unsere Mitarbeiter:innen bestmöglich vor COVID-19 zu schützen. Das reicht von täglichen Temperaturmessungen beim Betreten der Gebäude, medizinischen Masken, 2-Meter-Kontaktabständen, häufiges Desinfizieren von Kontaktpunkten und Arbeitsplätzen bis zur kontaktfreien Auslieferung der Bestellungen.

In Summe haben wir bis heute über 150 Prozesse in unserem Logistiknetzwerk maßgeblich verändert und 2020 weltweit mehr als 11,5 Milliarden US-Dollar im Zusammenhang mit COVID-19 ausgegeben. Allein in Deutschland haben wir mehr als 470 Millionen Einheiten Händedesinfektionsmittel, 21 Millionen Paar Handschuhe, 19 Millionen Masken, Gesichtsschutz oder anderen Mund-Nasen-Schutz und 39 Millionen Packungen Desinfektionstücher bestellt. Die Gesundheitsämter und die politisch Verantwortlichen bestätigen unsere Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter:innen und Kunden.

Wie weit ist Amazon mit den Testangeboten an den Logistikstandorten?

Wir bieten Mitarbeiter:innen in der Logistik kostenlose und freiwillige Tests an. An fast allen Standorten sind das bereits PCR-Tests. Diese ermöglichen es uns, Krankheitsfälle frühzeitig und bei asymptomatischen Verläufen zu erkennen. Durch die PCR-Tests sind wir in der Lage, unsere Logistikmitarbeiter:innen effektiv zu schützen, indem wir Ansteckungsrisiken reduzieren, weil Menschen sich sonst gar nicht bewusst sind, dass sie „stille Träger“ sind. Sollten alle lokalen Betriebsräte dem freiwilligen PCR Testangeboten zustimmen, könnten wir die Tests an allen deutschen Logistikstandorten anbieten. Bis dahin bieten wir an einigen Standorten auch kostenlose freiwillige Selbstschnelltests an. Soweit durch Länderverordnungen spezielle Anforderungen an Arbeitgeber gestellt werden, kommen wir auch diesen selbstverständlich nach.

Wie stellt Amazon die Infrastruktur für die Tests bereit?

Sowohl die PCR-Tests als auch die Antigen-Schnelltests werden nach entsprechender Einweisungen von unseren Mitarbeiter:innen selbst durchgeführt. So können wir am ehesten Kontaktabstände gewährleisten und ein zusätzliches Ansteckungsrisiko minimieren. Für die PCR-Tests haben wir mit einem eigenen Labor im englischen Manchester zusätzliche Kapazitäten geschaffen. Die Ergebnisse übermitteln wir in das staatliche Meldesystem, mit dem auch die lokalen Gesundheitsämter arbeiten. Durch das eigene Labor nehmen wir keine öffentlichen Kapazitäten in Anspruch.

Unsere Aufgabe ist es, für die Menschen da zu sein und einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten. Was meiner Meinung nach in der öffentlichen Diskussion oft zu kurz kommt: Nicht nur viele Kund:innen sind in der Pandemie auf unseren Lieferservice angewiesen, es gibt auch viele kleine und mittlere Händler, die unsere Infrastruktur nutzen. Sie stehen für etwa 60 Prozent der bei Amazon verkauften Artikel. Wir investieren viel, um den Lieferservice in der Pandemie aufrechtzuerhalten und unsere Mitabeiter:innen zu schützen.

Wie sieht es mit der Maskenpflicht als wichtigem Element des Corona-Schutzes aus?

Unsere Gegebenheiten und unser Schutzkonzept müssen ganzheitlich betrachtet werden. Wir gehen damit weiter als die meisten Arbeitgeber. Der Abstand zwischen unseren Arbeitsplätzen ist ausreichend und eine medizinische Mund- und Nasenschutzmaske bietet den Kolleg:innen zusätzlichen Schutz. Diese stellen für alle kostenlos bereit. Grundsätzlich lassen wir im Rahmen behördlicher oder gesetzlicher Vorgaben Ausnahmen zum Tragen einer FFP2-Maske zu. Mit dem Standard der medizinischen Mund-Nasenschutzmaske stellen wir zum Schutz unserer Mitarbeiter:innen sicher, dass die genutzten Masken zertifiziert sowie von hoher Qualität sind.

Einschätzungen von Gesundheitsbehörden, Regierungsvertretern und Medien zu unseren Corona-Schutzmaßnahmen

Udate 29.01.2021
Im Rahmen einer regelmäßigen Inspektion hat die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord auch Corona-Schutzmaßnahmen im Amazon Logistikzentrum Koblenz untersucht. "Die gesetzlichen Vorgaben wurden gut umgesetzt. Unsere Fachleute hatten keine Beanstandungen", stellte SGD-Nord-Präsident Uwe Hüser nach der Inspektion. die Behörde wird weiter im fachlichen Austausch mit Amazon bleiben.
Hier berichtet die SGD Nord Rheinland-Pfalz auf ihrer Homepage über die Inspektion.
Update 05.01.2021: 
Wegen eines größeren Corona-Ausbruchs in einem Paketverteilzentrum (nicht Amazon) wurden im vergangenen Jahr kurzfristig Betriebe von der Arbeitsschutzvewaltung des Landes Nordrhein-Westfalen kontrolliert, darunter auch Logistikgebäude von Amazon. Das Ergebnis: keine Auffälligkeiten in den Amazon Verteilzentren.
Hier berichtet Radio 90,2.
(UPDATE 01.07.2020) Dr. Michael Koch, Landrat des Landkreises Hersfeld-Rotenburg, und Bürgermeister Thomas Fehling haben sich ein persönlich von den Sicherheitsmaßnahmen bei Amazon in Bad Hersfeld überzeugt: Dr. Michael Koch: „Ich bin sehr zufrieden. Es wird ein sehr hoher Wert auf die Sicherheit der Beschäftigten gelegt. Die Maßnahmen des Gesundheitsamtes sind alle vollumfänglich umgesetzt.“ Es gebe keinen Corona-Hotspot bei Amazon. Thomas Fehling: „Mir war es wichtig vor Ort zu sehen, welche Maßnahmen Amazon zum Schutz gegen die Pandemie ergriffen hat. Mich hat die konsequente und professionelle Umsetzung überzeugt."
(UPDATE 02.06.2020) Dr. Bernd Althusmann, niedersächsischer Minister für Wirtschaft, äußerte sich während eines Besuchs bei Amazon in Winsen (Luhe) so zu den dortigen Corona-Schutzmaßnahmen: „Sehr professionell hier ist die Temperaturerfassung: Man versucht hier wirklich alles Denkbare, was machbar und möglich ist.“ Rund 1.700 Menschen arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb in dem Logistikzentrum. Iris Körner, Betriebsratsvorsitzende von Amazon in Winsen: „Wir als Betriebsrat sind sehr zufrieden mit den Maßnahmen, die ergriffen wurden.“
(UPDATE 22.05.2020)
ProSieben-„Galileo“-Reporter Jan Stremmel hat zwei Tage in unserem Logistikzentrum in Graben bei Augsburg mit angepackt. Er hat Kundenbestellungen kommissioniert und Pakete gepackt und dabei auch einen Einblick in die Sicherheitsvorkehrungen während Corona bekommen.
Hier berichtet Galileo-Reporter Jan Stremmel über die Arbeit bei Amazon.
(UPDATE 17.04.2020: Stellungnahme LAGetSi)

Ein Vertreter des Landesamts für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit Berlin (LAGetSi) hat die Maßnahmen zum Schutz von Mitarbeitern und Kunden in der Amazon Fresh und Prime Now Station in Berlin am 8. April begutachtet. Der Vertreter betrachtete u. a. die getroffenen Maßnahmen wie die Bereitstellung von Handschuhen aller Art und Masken, die Einführung eines drei- bzw. fünf-Schichtsystems zur Entzerrung in den Umkleideräumen, die Bereitstellung von zusätzlichen Waschstationen, die Schaffung einer neuen Verkehrswegekonzeption mit Einbahnstraßenprinzip bei Engstellen, sowie die Beschilderungen, Abstandsmarkierungen und die Verteilung der Arbeitsstationen, die zum Einhalten des Sicherheitsabstandes von 2 Metern dienen. Die Gesundheitsschutzmaßnahmen werden vom Vertreter des LAGetSi zum Zeitpunkt der Kontrolle als vorbildlich bewertet und die Motivation für die Umsetzung von Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen sei zu voller Zufriedenheit vorhanden.
(UPDATE 16.04.2020)
In unserem Logistikzentrum Winsen (Luhe) haben Vertreter des zuständigen Gesundheitsamtes Harburg am 8. April die Maßnahmen zum Schutz für Mitarbeiter und Kunden begutachtet und keinerlei Anlass für Beanstandungen: Alle Maßnahmen würden konsequent umgesetzt. Untersucht wurden u. a. die Situation bei den ankommenden Bussen, die Temperaturmessungen im Eingangsbereich sowie die Beschilderungen, Abstandsmarkierungen und die Distanzen zwischen den Arbeitsstationen zur Einhaltung eines Sicherheitsabstandes von 2 Metern. Auch Hygienemaßnahmen wie das Aushändigen der Reinigungstücher wurden besprochen.