„Zeig etwas fünf Menschen – und du hörst fünf verschiedene Meinungen dazu.“ Das kann manchmal ganz schön anstrengend sein und Prozesse verlangsamen, grade wenn man schnell zu einer Entscheidung kommen möchte. Es ist aber auch eine Bereicherung, zu einem Thema fünf Meinungen zu bekommen – vor allem wenn ich weiß, dass alle Beteiligten daran interessiert sind, andere Standpunkte ernst zu nehmen und nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen. Ich bin der Meinung, dass man nur so besser wird und wachsen kann: durch Auseinandersetzung im positiven und konstruktiven Sinne.

Diesen Leitgedanken verkörpert unser Leadership Principle „Have Backbone, Disagree and Commit“. Es bestärkt uns alle bei Amazon – vom Studenten bis zum Senior Manager – Rückgrat zu zeigen, die eigenen Meinungen zu vertreten und nach einer konstruktiven Diskussion die gemeinsam getroffenen Entscheidungen mitzutragen. Ohne eine andere Richtung als die eigene als Niederlage zu sehen.

Ich arbeite bei Amazon Publishing, dem Buchverlag von Amazon. Wir veröffentlichen jährlich rund 200 deutsche Titel, darunter auch zahlreiche Übersetzungen erfolgreicher ausländischer Bücher. Unsere Aufgabe besteht darin, Texte von Literaturagenturen und Manuskripteinsendungen von Autoren auf ihr Potenzial für uns zu prüfen. Gemeinsam mit den europäischen Kollegen überlegen wir, welche Geschichten für die Amazon Kunden interessant sein können und sich für unser Programm eignen. Zusammen mit dem Marketingteam definieren wir Zielgruppen, erstellen einen Marketingplan für jeden Titel und begleiten ihn bis zur Veröffentlichung und darüber hinaus.

Man kann sich vielleicht vorstellen, dass die Meinungen bei uns häufig auseinandergehen – erst Recht, wenn es um die – mindestens zum Teil – subjektive Beurteilung eines Werkes geht. Eher unüblich für Amazon kann bei uns nicht jede Entscheidung basierend auf Zahlen getroffen werden, und oft sind Titel, Inhalt oder Cover-Gestaltung Geschmacksfragen. Konstruktive Diskussionen sind daher nötig, um am Ende zu einer Entscheidung zu kommen, die alle mittragen. Dazu gehört, dass alle Beteiligten ihren Standpunkt artikulieren dürfen. „Have Backbone, Disagree and Commit“ ist für uns somit Teil unserer täglichen Zusammenarbeit: Es ermutigt alle, ihre Meinungen und Argumente vorzubringen und schafft die Basis dafür, dass wir als Team zu einem Konsens gelangen.

Und wenn dieser einmal anders aussieht, als ich es mir zum Beispiel persönlich gewünscht hätte, dann bin ich nach dem Austausch mit Kollegen meist schlauer als zuvor und kann mit einem guten Gefühl die gemeinsame Entscheidung unterstützen. In diesen Momenten sehe ich immer wieder: Das Tolle an fünf Ausgangsmeinungen ist, dass sie in einer konstruktiven und offenen Kultur zu optimalen, gemeinsamen Ergebnissen führen.