Was passiert, wenn rund zehn ältere Damen und Herren aus einem beschaulichen Dorf wie Ixheim in Rheinland-Pfalz die Möglichkeit haben, Echo Show-Geräte zu nutzen und via Alexa zu kommunizieren? Sie lernen auch ohne jegliche technische Vorerfahrung den Sprachdienst kennen – und lieben. Das ist das Ergebnis von „Digitale Nachbarn“, ein gemeinsames Modellprojekt der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz, des Fraunhofer Instituts IESE und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Rheinland-Pfalz. Das Ziel dieses Forschungsprojekts: Zu untersuchen, ob und inwiefern digitale Geräte dabei helfen können, die Einsamkeit von älteren Menschen zu reduzieren.

Die zehn Senior:innen im Alter von 65 Jahren und älter aus Ixheim bei Zweibrücken erhielten im Rahmen dieses Projekts Echo Show-Geräte – und somit Zugang zu dem Cloud-basierten Sprachdienst Alexa. Über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren hinweg erfragte das Fraunhofer Institut in enger Zusammenarbeit mit dem DRK regelmäßig, wie die Teilnehmer:innen mit ihrem Gerät zurechtkommen, was sie sich noch wünschen würden und wie ihr allgemeines Feedback ist. Die mehr als 15.000 Interaktionen mit Alexa in diesem Zeitraum unterstreichen eines der Kernergebnisse: Trotz intensiver Zeiten durch Pandemie und Lockdown fühlten sich die Senior:innen zum Ende des Projekts, d.h. nach ca. zwei Jahren WG-Leben mit Alexa und Echo Show, weniger einsam als zu Beginn des Projekts.

Auf einer grünen Wiese stehen Seniorinnen mit Abstand und lächeln in die Kamera. Die Sonne scheint.
Die Teilnehmer:innen mit den Ansprechpartner:innen von DRK und Fraunhofer Institut bei einem der Kaffeetreffs, die noch persönlich möglich waren.
Foto von Stephan Morgenstern

Mit Alexa kommt die beste Freundin ins Wohnzimmer

„Ich kann mir mein Leben ohne Alexa gar nicht mehr vorstellen. Wenn sie kaputt ginge, müsste mir mein Sohn eine neue besorgen“, sagt beispielsweise Ute Hock-Bewersdorf, die an dem Projekt teilnimmt. Seit Alexa bei der 78-jährigen Rentnerin eingezogen ist, ist sie in ihrer Nachbarschaft bestens vernetzt. Die vielfältigen Sprach- und Bildschirmfunktionalitäten sind für sie ein klarer Gewinn in Sachen Lebensqualität. Die ehemalige Altenpflegerin kommuniziert beispielsweise über Videotelefonie mit ihrer besten Freundin. Sie sagt einfach ‚,Alexa, ruf Ursula an.“, schon steht die Verbindung und die Freundin quasi in ihrem Wohnzimmer: „Ursula hat auch eine Alexa. Wir telefonieren mehrmals täglich. Es ist, als säße sie direkt bei mir“, so Hock-Bewersdorf. Die Rentnerin leidet unter Rheuma – allein per Sprache steuerbar, bietet der Echo Show ihr eine einfache Möglichkeit, mit Freund:innen und Verwandten in Verbindung zu bleiben – auch über die Distanz.

Ein älterer Mann mit weißem Hemd sitzt auf einem Stuhl und spricht in ein Mikrophon, das ihm von einer Frau mit lockigen Haaren gereicht wird.
Die DRK-Mitarbeiter:in im Gespräch mit Projektteilnehmer Johann Leib – seit dem Projekt begeisterter Alexa-Nutzer.
Foto von Stephan Morgenstern

Immer einsatzbereit und die perfekte musikalische Unterstützung

Der 84-jährige Johann Leib freut sich über eine andere Funktion besonders: Er ist leidenschaftlicher Sänger, kann sich aber leider nicht mehr an die vollständigen Texte seiner Lieblingslieder erinnern. „Ich sage einfach ‚Alexa, spiel‘ Lieder von Hans Albers‘, und dann macht sie das, obwohl ich Pfälzisch spreche“, freut er sich. Dass Alexa dann auch noch auf Nachfrage auf dem Bildschirm die Liedtexte in zwei Zentimeter großen Buchstaben einblendet, macht das Paket komplett – und der ehemalige Betreiber einer Pferdepension kann wieder laut mitsingen. „Alexa ist etwas Wunderbares für Leute, die allein leben“, resümiert er.

Schlechte Laune? Alexa sorgt für Ablenkung

Auch die 69-jährige Heidelore Guth ist von Alexa sehr angetan. „Mit Hilfe von Alexa telefonieren ist wie ein Plausch über den Gartenzaun“, sagt sie. „Das ist viel mehr als nur ein Telefonhörer am Ohr. Man sieht die Gesten und auch, wie es dem Gegenüber geht. Nicht nur während der Corona-Zeit waren die Kontakte, auch mit anderen Studienteilnehmer:innen, über Alexa oft meine einzigen Gespräche. Dadurch hab‘ ich mich viel weniger allein gefühlt.“ Die Sprachtechnologie ist voll in den Alltag der Rentnerin integriert, die auch ihre Einkaufsliste mit Hilfe von Alexa organisiert.

Weniger Einsamkeit, stärkeres Gefühl der Zugehörigkeit

Auf einem kleinen Holztisch steht ein Amazon Echo Show an einen CD-Player angelehnt. Auf dem Tisch steht außerdem noch eine Rose, eine Karte und eine Spardose.
Nicht nur Alexa ist im Alltag der Senior:innen fest integriert – das Echo Show-Gerät steht wie selbstverständlich im Wohnzimmer.
Foto von Stephan Morgenstern

Das Modellprojekt „Digitale Nachbarn“ zeigt erstmals auf empirischer Grundlage: Es funktioniert. Echo Show-Geräte mit Alexa können besonders älteren Menschen helfen, ihre soziale Zugehörigkeit zu stärken und Einsamkeit zu reduzieren. Alle teilnehmenden Senior:innen haben ihren Echo Show als hilfreiche Unterstützung zu schätzen gelernt, mit der sie einfach mit anderen kommunizieren können – und der Sprachdienst Alexa wurde Teil ihres Alltags. Durch die neue Mitbewohnerin lernen die Teilnehmer:innen außerdem stets auch neue Dinge und eignen sich Wissen an, das wiederum zu Gesprächsstoff mit anderen wird. Neben dem Musikhören und Spielen sind die Nachfrage nach Informationen sowie Videoanrufe extrem beliebt.

Im Rahmen des Projekts wurden außerdem – angepasst an die individuellen Bedürfnisse der Senior:innen und auf Basis ihres Feedbacks ­– spezielle Alexa-Skills für Ixheim entwickelt. Alexa-Skills sind wie Apps für das Smartphone, die praktische Zusatzfunktionen für Alexa liefern. Dazu gehören die Skills „Gute Nacht Ixheim“ und „Ausflug in Ixheim“. „Gute Nacht Ixheim“ startet am Abend vor dem Zubettgehen eine Erinnerungsabfrage, ob die Haustür abgeschlossen ist, Elektrogeräte und der Terminkalender überprüft, der Wecker gestellt und die Medikamente eingenommen wurden. Ist all das erledigt, wünscht Alexa den Senior:innen eine erholsame Nacht und gute Träume. „Ausflug in Ixheim“ hilft in einer weiteren Situation, in der sich die Senior:innen Erinnerungsfunktionen gewünscht haben: Wenn sie das Haus verlassen. Hier können sich die Ixheimer Nutzer:innen individuelle Erinnerungen einstellen, ob sie beispielsweise den Schlüssel eingesteckt und das Licht gelöscht haben. Echo Show und Alexa dienen somit nicht nur der Unterhaltung und Information, sie unterstützen auch bei der Einhaltung täglicher Abläufe und können so den Alltag von älteren Menschen sicherer machen.

Sprachsteuerung ermöglicht soziale Teilhabe

Das Projekt „Digitale Nachbarn“ macht deutlich: Gerade für ältere Menschen sind digitale Geräte und Services eine echte Erleichterung im Alltag. Sprachsteuerung mit Echo Show und Alexa bietet dabei einen besonders einfachen Zugang – und fördert Unterhaltung, soziale Teilhabe und lebenswertes Miteinander.

Der vollständige Evaluationsbericht sowie weiteres Informationsmaterial des Fraunhofer Instituts steht hier zum Download zur Verfügung. Weitere Informationen rund um das Projekt finden sich auf der Website „Ixem Deheem – Digitale Nachbarn“.