Stipendien sollen den Zugang zu Bildung fairer machen und Potenziale fördern – soweit die Theorie. In der Praxis sieht es dagegen anders aus: Die Chancen, ein Stipendium zu bekommen, sind nicht für alle Bewerberinnen und Bewerber gleich. Das Team von ApplicAid will das ändern – mit Unterstützung von digital.engagiert, der Förderinitiative von Amazon und Stifterverband.

„Wir wollen den Zugang zu Stipendien für Bildungsaufsteigerinnen und -aufsteiger gerechter gestalten“, sagt Backtosch Mustafa. Zu diesem Zweck gründete er 2018 den Verein ApplicAid. Neben Workshops und Ratgebern rund um Stipendien bietet der Verein ein kostenfreies Mentoring-Programm. Der Gedanke dahinter: Das soziale Umfeld – vor allem die eigenen Eltern – ist einer der wichtigsten Faktoren für junge Menschen, sich auf ein Stipendium zu bewerben. Wer aber niemanden kennt, der oder die schon einmal ein Stipendium erhalten hat, zieht diese Möglichkeit deutlich seltener in Betracht. Auch können Stipendienanwärter ohne solche Kontakte schlechter einschätzen, worauf es im Bewerbungsverfahren ankommt. „Stipendien – das klang für mich immer nach Elite“, sagt auch Alvin de Guzman. Der heutige Medizinstudent startete als Krankenpfleger ins Berufsleben, der Traum vom Studium schien lange unerreichbar. ApplicAid richtet sich mit seinem Angebot an junge Menschen, die so sind wie Alvin: Ambitioniert, aber ohne Netzwerk, das ihnen helfen und Ratschläge geben könnte.

Und so funktioniert es: Wer Hilfe bei der Bewerbung auf ein Stipendium benötigt, kann sich auf der ApplicAid-Plattform registrieren. Das System sucht dann aus einem großen Netzwerk an Freiwilligen eine Mentorin oder einen Mentor, der oder die bereits genau dieses Stipendium erhalten hat. Wenn beide dem „Match“ zustimmen, beginnt ein fünfwöchiges Online-Mentoring. Wie formuliere ich ein Motivationsschreiben? Was passiert am Auswahltag? Was zählt mehr bei der Vergabe von Stipendien – Noten oder soziales Engagement? Solche Fragen können während des Mentorings diskutiert werden. „Ich habe mit meinem Mentor Bewerbungsgespräche simuliert – das gab mir unglaublich viel Sicherheit“, erzählt Alvin. Vom Konzept ist er so überzeugt, dass er sich mittlerweile selbst als Mentor bei ApplicAid registriert hat. In Zukunft wird er anderen helfen, die ihr Medizinstudium wie er selbst durch ein Stipendium finanzieren wollen.

Ambitionierte Pläne hat auch das Team von ApplicAid: Ihr Netzwerk soll eine der ersten Anlaufstellen für Bildungsaufsteigerinnen und -aufsteiger aus ganz Deutschland werden. Dazu braucht der Verein vor allem Aufmerksamkeit und Reichweite. Mit der Förderung durch digital.engagiert erhielt das Team die notwendigen Ressourcen, um die ApplicAid-Website nutzerfreundlicher zu gestalten, mit Suchmaschinen-Marketing zu experimentieren und an der Kommunikationsstrategie zu arbeiten. Das Ziel ist klar: Fehlendes Wissen oder Selbstvertrauen sollen in Zukunft niemanden mehr daran hindern, sich ein Stipendium zu sichern.