Eine digitale Plattform zu entwickeln, um die Trainerausbildung im Badmintonsport zu verbessern – das war die Vision von Daniel Stark, einer der Gründer des Projekts RACKETMIND. Doch wie bei so vielen Projektideen im zivilgesellschaftlichen Bereich hakte es auch hier an finanziellen Mitteln und praktischer Hilfestellung bei der Umsetzung. Die Bewerbung bei digital.engagiert, einer Förderinitiative von Amazon und Stifterverband, hat schließlich den entscheidenden Impuls gegeben.

Daniel Stark steht vor einem digital.engagiert-Poster und gestikuliert
Daniel Stark, einer der Gründer des Projekts RACKETMIND
Foto von Tobias Koch

Im Interview erzählt Daniel von den Erlebnissen des RACKETMIND-Teams mit digital.engagiert – von der ersten Idee bis zur Auszeichnung als Gewinnerprojekt 2019.

Um was handelt es sich bei RACKETMIND und wie ist die Idee entstanden?

Daniel Stark: Da muss ich etwas weiter ausholen. Ich und meine Mitstreiter*innen kommen aus dem Badmintonsport und wir gehören leider zu den wenigen deutscholympischen Sportarten, die noch nie eine Medaille bei olympischen Wettkämpfen erringen konnten. Dies wollen wir natürlich ändern! Als wir geschaut haben, an welchen Stellrädern wir drehen können, ist uns aufgefallen, dass unsere Trainerausbildung deutschlandweit sehr heterogen ist. Da gibt es unterschiedliche Erwartungen und Ansprüche. Das wirkt sich natürlich auf das Level der Nachwuchsspieler*innen aus. Bei der Suche nach einer Lösung für dieses Problem sind wir auf die Idee gekommen, eine digitale Lehr- und Lernplattform einzurichten. Hier soll bundesweit Lehrmaterial gesammelt und aufbereitet werden, das all unseren Trainer*innen in Aus- und Fortbildung zur Verfügung gestellt und als Wissens- und Austauschgrundlage gezielt eingesetzt wird. Außerdem wollen wir so die Anwesenheitszeiten für die überwiegend ehrenamtlich tätigen Trainer*innen reduzieren.

Wie sahen die Schritte zwischen dieser Idee und der konkreten Umsetzung aus?

Daniel Stark: Die ersten Schritte sind wir 2017 gegangen. Nachdem uns die Idee gekommen war, suchten wir nach einer Möglichkeit, sie umzusetzen – wie fast immer im Sport ohne Geld. Dabei haben wir uns im Markt nach günstigen Lösungen umgeschaut. OpenSource-Angebote wurden schnell intensiver geprüft und die Auswahl eingegrenzt. Mit der Basis von ILIAS konnten wir uns schließlich ein Grundgerüst selbst aufbauen. Das Problem war dabei nur: Wir waren auf uns allein gestellt und haben schnell gemerkt, dass die Umsetzung sehr lange dauern wird! Nachdem wir mit ein, zwei Pilotprojekten bereits gestartet waren, sprach mich mein Kollege auf Bundesebene, Hannes Käsbauer, an: “Lass uns bei digital.engagiert bewerben! Dort können wir den benötigten Support bekommen, um schneller voranzukommen.”

Wie lief der Bewerbungsprozess ab?

Daniel Stark: Mein Kollege hatte die Information auch erst erhalten und sagte, dass bereits in einer Woche Abgabe sei. Das war natürlich sehr kurzfristig. Wir haben dann mit viel Energie den Bericht geschrieben, der für die Bewerbung notwendig ist. Man hätte auch ein Video von sich und seinem Projekt drehen können, allerdings war uns dafür die Zeit zu knapp.

Hat ja trotzdem geklappt – zum Glück!

Daniel Stark: Ja, es hat geklappt. Allerdings dachten wir nicht, dass wir da eine Chance haben. Wie der Zufall (bzw. die Jury) es wollte, wurden wir dann aber doch ausgewählt.

Und dann habt ihr den benötigten Support bekommen?

Daniel Stark: Von den knapp 150 Bewerbungen waren wir am Ende unter den zwölf ausgewählten Teams. Diese Teams wurden dann Anfang Mai zu einem Auftaktevent nach Berlin eingeladen. Dort hat sich jedes Team zunächst in einem kleinen Pitch vorgestellt. Das war sehr interessant: Es waren zwölf ganz unterschiedliche Projekte dabei und wir waren die Einzigen aus dem Sport. Danach haben wir in Form eines sogenannten Blind Dates unseren Coach, Johannes Müller von CorrelAid, kennengelernt. Das war für uns ein riesiger Gewinn. Er hat uns unter anderem gezeigt, wie wir mehr Ehrenamtliche gewinnen können, um die Arbeit besser zu verteilen. Daraus entstanden viele Ansätze und Ideen, die wir bis heute noch lange nicht alle umsetzen konnten.

Über ein halbes Jahr haben wir dann Gas gegeben. Unser Coach stand uns zur Verfügung, wann immer wir ihn brauchten. Da hätten wir sogar noch mehr herausholen können, andere Teams haben diesen Support mehr in Anspruch genommen. Ein Team hat mich besonders beeindruckt: Die sind nur mit einem Konzept gestartet und am Ende des sechsmonatigen Förderzeitraums hatten sie eine fertige App entwickelt.

Außerdem gab es noch 10.000 Euro für jedes Projekt. Das war zusammen mit all der Manpower, dem Coach und dem Netzwerk das i-Tüpfelchen.

Was macht die Förderinitiative aus? Warum sollte man sich unbedingt bewerben?

Daniel Stark: Das große Potential dort kommt vor allem Gründer*innen zugute, die Hilfe beim Programmieren, bei rechtlichen Fragen oder viel IT-Support brauchen. Da wir schon unsere Plattform grundlegend aufgebaut hatten, ging es bei uns eher darum, inhaltliche Dinge voranzubringen bzw. digitales Feintuning vorzunehmen.

Junge Leute arbeiten zusammen an einem großen Tisch mit mehreren Laptops
Das RACKETMIND-Team und freiwillige Helfer beim Hackathon in Berlin
Foto von Tobias Koch

Außerdem ist das Netzwerk von digital.engagiert der Wahnsinn. Schon am ersten Tag hatte ich zwanzig Visitenkarten! All diese Kontakte haben Hilfe angeboten – und das aus unterschiedlichen Bereichen. Das haben wir im Nachhinein sogar noch viel zu wenig genutzt. Außerdem erlebten wir einen großen Push nach vorne, weil die Förderinitiative und deren Teilnehmer*innen auf vielen Social Media-Plattformen vorgestellt wurden. Das war total cool! Hinzu kamen Einladungen zu vielen Foren etc. – sehr viele Möglichkeiten, unser Projekt weiter zu verbreiten.

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?

Daniel Stark: Dank der finanziellen Unterstützung und zusätzlichen Preisgelder konnten wir einen hauptamtlichen Community Manager einstellen. Das bringt schonmal viel frischen Wind rein. Außerdem haben wir uns das Ziel gesetzt, mit allen Landesverbänden zusammenzuarbeiten. Inzwischen ist unser Netz von zwei auf 11 Landesverbände gewachsen, in der Hoffnung, bald alle 16 darauf zu vereinen.

digital.engagiert sucht in diesem Jahr junge Teams, die sich mit digitalen Ansätzen für unsere Gesellschaft engagieren, oder solche, die mit ihrem Projekt die digitalen Fähigkeiten der Generation von morgen stärken wollen. Habt ihr ein solches Projekt? Dann bewerbt euch noch bis zum 1. Mai auf https://www.digitalengagiert.de/bewerben

Dieses Interview erschien zunächst auf tbd.community.