Wer wissen will, was hinter Retla steckt, muss den Namen einfach rückwärts lesen. Dann ergibt sich die Buchstabenfolge „Alter“ und deckt auf, für was der Verein steht: „Wir möchten alten Menschen neue Perspektiven geben und sie wieder mehr zum Teil unserer Gesellschaft machen“, sagt Judith Prem, Gründerin und Vorständin bei Retla e. V. Wer alt ist, wird unwichtig für die Gesellschaft. „Viele fühlen sich ausgegrenzt und allein, die Pandemie hat das leider verstärkt“, glaubt Judith Prem. Corona treffe die alten Menschen gleich doppelt: „Nicht nur ihre Gesundheit ist bedroht, auch die sozialen Kontakte gehen verloren.“

„Neunmal habe ich alleine Weihnachten verbracht. Ein zehntes Mal möchte ich so nicht erleben. Es macht mir mehr Angst als alle anderen Weihnachten zuvor."
Anruferin bei Retla e. V.
Alte Frau s/w auf einer Schaukel
Unsere Standorte in München unterstützen u. a. die Konzerttouren in Altenheimen mit 20.000 Euro.

Hilfe Retla für e. V.:

Der Kampf gegen die Einsamkeit ist nicht leicht, Retla erlebt ihn täglich. Um alte Menschen in der Pandemie aus der Isolation zu holen, hat der Verein die „Telefon-Engel“ ins Leben gerufen: Die Telefonhotline bietet Gespräche gegen die Einsamkeit und einen Austausch mit freiwilligen Helfern. Mehr als 200 Anrufe gingen in der Tagesspitze bei Retla ein: „Viele sind froh, wenn sie wenigstens am Telefon Kontakt zur Außenwelt und jemanden zum Reden haben“, sagt Judith Prem. Für den konstanten Dialog bietet Retla Patenschaften für Seniorinnen und Senioren: „Das beinhaltet einen regelmäßiger telefonischen Austausch mit den Paten, oft ergibt sich auch mehr.“

Für Angebote in Seniorenheimen arbeitet Retla mit der Internationalen Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation zusammen und bietet Konzerttouren in den Innenhöfen von Pflegeeinrichtungen an. In den Altenheimen, sagt Judith Prem, herrsche wegen Corona gerade der Ausnahmezustand für die Bewohner, aber auch die Pflegekräfte: „Aus Angst vor einer Verbreitung des Virus darf oft niemand außer den engsten Mitarbeitern die Einrichtungen betreten. Die alten Menschen dürfen auch nicht hinaus, Besuche von Bekannten und Verwandten und Veranstaltungen fallen weg.“ Retla will mit den Konzerten für kleine Lichtblicke in den Heimen sorgen.

Für viele alte Menschen wird diese Weihnachtszeit vermutlich trotzdem sehr still werden. Judith Prem erinnert sich an einen berührenden Anruf, der vor Kurzem bei Retla einging: „Da sagte uns eine Seniorin, dass sie nun neunmal alleine Weihnachten verbracht hat. Ein zehntes Mal wolle sie so nicht erleben: Es mache ihr mehr Angst als alle anderen Weihnachten zuvor.“